Time to Reinvent yourself (Zeit dich selbst Neu zu finden)
Je stärker das System, desto schwächer das Individuum
Anpassen,
nicht auffallen,
gleichziehen,
mitschwimmen,
ist meiner Meinung nach gleichzusetzen mit
sinnfrei,
kreativlos,
monoton,
leblos;
Wie komme ich zu dieser These?
Umso mehr wir uns einordnen und unterordnen, umso krasser werden Extreme insgeheim gefördert, gehypt und popularisiert. Hätte unsere Gesellschaft noch ein klein bisschen vom Lebensgefühl der 70er und 80er mit hinein genommen in unsere geglättete und gläserne Digitalwelt, hätten Extremisten und Fundamentalisten keine so große Lobby. Davon bin ich persönlich überzeugt. Wir alle, vor allem meine Generation, aufgewachsen in den 70er und 80er Jahren, haben uns selbst größtenteils hineingepresst in ein Korsett aus Disziplin, Ehrgeiz und Funktionieren müssen. Vor allem übertragen auf unsere Kinder. Abgegeben haben wir dafür unseren Freigeist, unsere Kreativität und unsere Begeisterung. Zumindest öffentlich.
Umso mehr wir selbst uns unsichtbar machen als Person, umso weniger sollten wir uns beklagen nicht mehr als Individuum oder Unikat wahrgenommen zu werden. Sondern als einer von vielen.
Aber dennoch überfluten folgende Sprüche das Netz.
„Ich bin so wie ich bin und hab lang dafür gebraucht, umso zu werden“
oder
„Wer mich nicht so nimmt wie ich bin, soll es bleiben lassen“.
Da stellt sich aber bei dem ein oder anderen die Frage. Wer bist du überhaupt? Gibst du etwas von dir preis, lädst du dazu ein dich kennen zu lernen oder definierst du dich über Anpassung an die Masse?
Liebe Leser testet doch mal euer Bewusstsein. Nehmt die Notizfunktion eures Tabletts, Handys, oder Timers und folgt euch selbst durch den Tag. Jede Begegnung mit anderen Menschen, ganz egal ob bekannt oder fremd; nehmt sie bewusst wahr und notiert euch die Begebenheiten eures Aufeinandertreffens. Mal sehen wie lange ihr es schafft überhaupt bewusst bei euch zu bleiben. Bewusst wahrzunehmen und dies durch 2 Minuten innehalten nach der Begegnung mit Niederschrift zu verarbeiten. Lächerliche 2 Minuten höchstens!
Schon allein dieser klitzekleine Punkt kann euer Leben verändern. Kann euch wieder zu euch selbst führen. Euch selbst spüren lassen. Euch neu definieren lernen. Abheben aus der Masse durch Bewusstsein, durch Achtsamkeit.
Was genau möchte ich hiermit sagen? Egal ob ihr Kinder habt oder nicht, leiert seid oder single, ob ihr noch zu Hause lebt oder eine eigene Wohnung habt. Ihre werdet täglich Begegnungen haben, welche einfach da sind, aber Gefühle in euch in bestimmte Richtungen schieben.
Und umso unbewusster ihr begegnet und kommuniziert, umso stärker schiebt ihr eure Stimmung, eure Emotion, eure Gefühle und Gedanken. Oder noch viel drückender. Ihr lasst euch schieben. Völlig unbewusst.
Testet es, ganz egal ob jung, alt, weiblich, männlich, nur Lust und Laune zählen, um an diesem Experiment teilzunehmen. Hierzu benötigt ihr eben nur oben genannte Utensilien und 2 Tage. Einmal einen ganz normalen Wochentag mit Schule, Arbeit oder Haushalt und Kindern und einen Tag eurer Wahl am Wochenende. Einzige Voraussetzung: EHRLICHKEIT.
Es ist nicht wichtig durchzuhalten, es ist nicht wichtig jede Begegnung mit Mitmenschen bis ins Detail aufzuarbeiten. Es ist nur wichtig in ungefähr sich zu erinnern, an welchen Punkt des Tages man sich verloren hat. Also der Zeitpunkt, als man das Experiment vergessen hat und die Begegnungen nicht mehr notierte. Perfekt wäre es natürlich es bis zur Schlafenszeit durchzuhalten.
Was genau ist zu notieren?
3 Punkte:
Punkt 1: Bezug zu dieser Person (Mutter, Nachbar, Ehepartner, Bekannte, Kollegen)
hier das Beispiel morgens früh die Bäckereiverkäuferin.
oder Ehemann beim aufwachen
…….
Punkt 2: Grund der Begegnung (Arbeit, Schule, Familie, Einkauf, Steuerberater etc.)
hier das Beispiel eine zufällige Begegnung beim Einkaufswagen holen
Hausarzttermin
shoppen gehen
……
Punkt 3: Gefühl bei und nach der Begegnung
hierfür das Beispiel hat mich gefreut sie mal wieder zu treffen oder
oh mein Gott war das nervig hoffentlich begegnet man sich nicht so schnell wieder
schon wieder diese Laune
ich fühle mich sehr wohl in ihrer/seiner Gegenwart
……
Zusatzpunkt abends beim durchlesen der Begegnungen:
war ich ehrlich in der Begegnung mit meinen Worten oder meiner Gestik
sieht dann im ganzen pro einzelner Begegnung am Tag so aus:
- Onkel
- hat seine Säge wieder abgeholt
- war sehr kurz angebunden, aber genau das war mir Recht
war es mir wirklich Recht, dass ich nicht ein paar Worte mehr mit ihm wechseln konnte?
oder zweites Beispiel:
- Ehemann/-frau
- morgens beim aufwachen im Bett
- ging schweigend ins Bad ohne ein Guten Morgen, mir eigentlich egal
war es mir wirklich egal und warum tat ich nicht den Anfang und rief ein gut gelauntes Guten Morgen in den Raum?
bitte nur eure Taten und Worte bewerten und nicht die des Gegenübers. Denn nur was ihr tut und sagt ist auch euer Leben. Die Worte des anderen gehören ihm/ihr.
Was soll dies bewirken? Nicht viel. Es nennt sich in der Psychologie „Fokussieren“. Man arbeitet mit vielen Elementen aus diesem Bereich um Menschen wieder zu sich selbst zurück zu holen. Sich neu entdecken. Völlig bei sich selbst zu sein. Natürlich immer vorausgesetzt der Betreffende möchte das auch.
Der Trend sich selbst zu verlieren, weil man sich als zu anstrengend, zu kompliziert empfindet nimmt leider erschreckend zu. Man presst sich in eine Hülle und fokussiert sich völlig auf seine Umgebung.
Denn dort gibt es so viel zu bemängeln, zu kritisieren, anzuprangern. Und dies funktioniert völlig selbständig. Geht es ja nicht um die eigene Person. Und da die Mehrheit mittlerweile schon gleich geschaltet, trifft man auf immer mehr Menschen, welche nichts lieber tun als über Dritte nicht Anwesende zu sprechen.
Vor dem WWW-Zeitalter verbuchte man dieses Verhalten unter der Kategorie „lästern“. Das trifft auf die heutige Zeit leider nicht mehr zu und ist auch nicht so einfach abzuhaken, da wir im Zeitalter der Sozialen Medien leben.
Da bleibt es nicht beim einfachen: „Weißt du schon A hatte Beischlaf mit B und jetzt ist die Ehe mit C zerrüttet.“ Da wird durch rasend schnelles in Umlauf bringendes Gossip aus A ein Sexualstraftäter mit krimineller Energie und aus B das Opfer, welches es aber nicht anders verdient hätte, da es dies ja immer wieder zugelassen hatte. C also in diesem Fall die betrogene Ehefrau wird mal schnell zur psychisch labilen und eh nicht mehr ganz attraktiven Dame abgestempelt. Und all diese Stigmatisierungen schießen durch die digitalen Medien ohne oft sehr geringe Kenntnisse bezüglich der betreffenden Personen.
Warum diese fatale Entwicklung?
Jeder 3. hat mittlerweile herausgefunden, dass man am einfachsten durchs Leben schreitet, wenn man Personen als Verbündete gewinnt, welche den Gossip mit tragen. Die Aufmerksamkeit auf andere lenkt.
Ich erlebe Menschen, welche mir schon fast aggressiv entgegen treten, wenn ich ihnen vorschlage sich mal eine Auszeit zu nehmen, eine Kur zu beantragen, oder einfach mal 1 Woche Urlaub buchen.
Ich hatte das Vergnügen mit Müttern und Hausfrauen zu kommunizieren, welche mit einer eisernen Härte ihren Willen durchboxen und in ihren Häusern und Wohnungen das Regime eines Feldherrn führen. Auch nur der kleinste Ansatz, sie darum zu bitten diese Handlungsweise zu überdenken, sich selbst wieder zu begegnen, brachte mir eine Salve von Rechtfertigungen von ein, welche sich gewaschen hatte. Nichts ist für viele in unserer Jetztzeit tragischer als die Kontrolle über ihr System zu verlieren.
Mit diesen Lebensweisen und gesellschaftlichen Grundkriterien verglichen bin ich zu einem Outlaw mutiert. Wie ein Süßwasserfisch im Meer. Eigentlich nicht überlebensfähig. Jedoch existiere ich. Stärker und zugleich sanfter denn je. Facettenreicher. Ausgeglichener, aber auch bestimmter.
Was macht mich zu diesem Einsiedler, was auf den ersten Blick überhaupt nicht erkennbar ist? Ich bin eine Frau, welche auch ohne Karrieregier sehr glücklich und zufrieden ist. Ich bin eine Frau ohne Führerschein und Auto, welche jedoch schon weit gereist ist. Ich bin eine Frau, welche schon so viele Demütigungen ertragen musste, und dennoch habe ich niemals gehasst. Ich bin eine Frau, welche ohne jeglichen Besitz lebt, und dennoch fühle ich mich vermögender als so mancher Millionär.
In diesem Sinne bis zum nächsten Artikel
Eure Sue Freund